Der hydraulische Abgleich in der Praxis

Das Optimus Projekt

Als Freund von Praxiswerten (entsprechende theoretische Betrachtungen vieler Hersteller gibt es genug) möchte ich an dieser Stelle auf die ausgezeichneten Ausarbeitungen von Prof. Dr. Wolff und seinen Mitarbeitern von der Fachhochschule Wolfenbüttel verweisen. Für „Insider“ empfehle ich die Internetseite www.delta-q.de Hier können Sie sich detailliert über das Projekt „Optimus“, ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Projekt zur Ermittlung von Energieeinsparpotentialen von Heizungsanlagen, informieren.

Ich möchte an dieser Stelle versuchen, Ihnen die wesentlichen Aussagen nahe zubringen und Sie von Wichtigkeit der Anlagenoptimierung zu überzeugen.

Die Projektgruppen untersuchten den jeweiligen Energieverbrauch über insgesamt fast drei Heizperioden. Dazu wurden die Gebäude mit Wärmemengezählern für Heizung und Trinkwasserversorgung ausgestattet. In der ersten Heizperiode 2002/03 wurde zunächst der Ist-Zustand ohne technische Verbesserungen festgehalten. Die monatlichen Verbrauchswerte wurden in einer zentralen Datenbank gesammelt und ausgewertet.



Die folgende Grafik zeigt übersichtlich die Auswahl der Versuchsobjekte. Für den quantitativen Einsparnachweis wurden im norddeutschen Raum ca. 90 Versuchsobjekte ausgewählt. Darunter sind Ein- und Mehrfamilienhäuser unterschiedlichen Alters, die mit Öl, Gas oder Fernwärme beheizt werden. Die Untersuchung bezieht sich auf Wohngebäude mit max. 18 WE, die sowohl von der Bausubstanz als auch von Heizsystemen einen repräsentativen Charakter aufweisen.* (*Zitat aus: OPTIMUS – das besondere Projekt). Weitere Details finden Sie hier


Aus dem Fundus der betrachteten Gebäude wurde am Beispiel eines Mehrfamilienhauses mit 18 WE aus den Baujahr 1998 aufgezeigt, wie groß das Einsparpotential ist.

Wichtig sind hier die Maßnahmen, die zu den erreichten Energieeinsparungen führten:
Das Voreinstellen der Thermostatventile, die Einstellung der optimalen Pumpenförderhöhe und optimale Einstellung der Regelung !

Betrachtet man nun die Spannweite einiger untersuchter Objekte, so liegt das Einsparpotential durch die Anlagenoptimierung zwischen 17 bis 26 %

Die nachfolgende Grafik zeigt die erreichten Einsparungen (kWh/m2a) im Überblick inkl. einiger interessanter Schlussfolgerungen: 

Oder als Faustformel: Über die Optimierung der Anlagentechnik lässt sich pro Jahr und m2 beheizter Wohnfläche rund 1 Liter Öl oder 1 m3 Gas sparen. In Gebäuden mit sehr guter Wärmedämmung sind sogar Werte zwischen 1,5-1,8 L Öl/m²a bzw. 1,5 - 1,8 m³Gas/m²a zu erzielen. Dies zeigt, wir wichtig gerade in neuen Gebäuden eine Optimierung der Anlagentechnik (Regelung, Hydraulik) ist!

Und wie sieht es mit den Kosten für die Optimierung aus ?
Hervorragend günstig, denn Millionen von installierten Thermostatventilen mit integrierter Voreinstellung warten nur darauf, dass sie voreingestellt werden ! Selbst wenn Maßnahmen wie der Einbau einer neuen (stromsparenden) Pumpe oder eines Differnzdruckreglers durchgeführt werden, ist das Verhältnis Investition zur Einsparung äußerst günstig. Sehen Sie selbst:

Im Großen und Ganzen stimme ich mit diesen Aussagen überein, wobei in Einfamilienhäusern der finanzielle Aufwand für den hydraulischen Abgleich sicher etwas höher liegen wird. Bei einer mittleren Wohnfläche von 160 m2 und 10 abzugleichenden Heizkörpern (die voreinstellbaren Thermostatventile sind eingebaut) dürften 160 € für die (überschlägige) Berechnung der Heizlast, die Aufnahme der Heizkörper und die Ermittlung der Voreinstellung nicht ganz ausreichen. Aber selbst bei 2 €/m2 errechnet sich immer noch ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis. Eine Zusammenfassung gibt es hier.

Formel 500
Für ein Mehrfamilienhaus sieht dies schon anders aus: 5 WE, insgesamt 500 m2 Wohnfläche und 35 HK ergeben hier einen „Abgleichpreis“ von 500 €. Dies dürfte, das notwendige Fachwissen vorausgesetzt, auch aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise durchaus machbar sein.

Fazit: Der hydraulische Abgleich ist energetisch sinnvoll, finanzierbar und vor allem sehr schnell umzusetzen. Meine vorsichtige Schätzung eines Einsparpotentiales von 15% durch die oben aufgezeigten Maßnahmen ist durchaus realistisch. Nimmt man noch, wie ich in Schritt 3 der Optimierung im Betrieb geschildert habe, das ebenfalls schnell, einfach und kostengünstig durchführbare Einsparpotential von 5 % des „Nur dann und dort heizen, wo es notwendig ist“ hinzu, dann kann man durchaus in der Summe von einem Einsparpotential in der Größenordnung von 20 % ausgehen. Und wenn es mehr wird, ist es auch nicht schlimm.