Der hydraulische Abgleich in der Praxis

Wie erfolgt nun der hydraulische Abgleich einer 1-Rohranlage, welche Armaturen sollten eingesetzt werden ? Oder anders herum gefragt: Bekommt man eine 1-Rohranlage überhaupt hydraulisch in den Griff ?

Meine Meinung:
So richtig werden Sie eine "1-Rohr-Altanlage" nie in den Griff bekommen. Dafür gibt es zu viele Einflussfaktoren, die einen optimalen (wirtschaftlichen) Betrieb verhindern. Also gleich in eine 2-Rohranlage umbauen ? Eigentlich ja, wenn da nicht die hohen Kosten wären, ganz zu schweigen von der Minderung der Wohnqualität während der Sanierung . Ventile und Heizkörper erneueren? Ja, wegen der Optik, ein klares Nein aus energetischer Sicht - das System Einrohrkreis (der in sich geschlossene Kreis als Einheit) funktioniert fast immer. Es muß nur die Verteilung/Begrenzung der Wasserermenge je Einrohrkreis sichergestellt werden und der wichtige Teillastfall berücksichtigt werden. Also doch ein "Notprogramm"? Ja, aber ein sehr effektives! Aber der Reihe nach .... oder gleich zum roten Faden?

Das große Problem ist die unkontrollierte Wärmeabgabe der Verteilleitungen, die unzureichend genaue Wärme-/Wassermengenverteilung der Stränge untereinander, die daraus resultierenden überhöhten Systemtemperaturen (Vor- und Rücklauf!) und die selten vorhandenen Berechnungsgrundlagen zur Optimierung.

Vorausgesetzt die Heizlast hat sich nicht geändert (keine nachträglichen Dämmmaßnahmen), können Sie über eine vorgegebene Temperaturdifferenz und der Geamtleistung des Stranges die Strangwassermenge ermitteln (siehe Beispielbild).
Über die Leitungslänge des 1-Rohrkreises (angenommener Druckverlust/m Rohr) und die Anzahl der installierten Armaturen (falls Kv-Wert bekannt ist) kann man zumindest überschlägig den Druckverlust des 1-Rohrkreises ermitteln, um zur benötigten minimalen Förderhöhe der Pumpe zu gelangen. Sie sehen selbst, dass man jetzt schon mit vielen Annahmen arbeiten muss.
Ich denke, dass man zumindest versuchen sollte, die Ringmassenströme (Ringleistung / (Tv-Tr)) der einzelnen 1-Rohr Heizkreise zu ermitten um diese in jedem Lastfall konstant zu halten. Denn bei der 1-Rohranlage handelt es sich im Gegensatz zu einer 2-Rohranlage um ein volumenstromkonstantes Netz.

Folgende Grafik zeigt zwei Lösungsansätze: Den Einsatz eines manuellen Strangregulierventils oder eines automatischen Volumenstrom- bzw. Durchflussreglers.

Welche Vor- bzw. Nachteile haben nun diese beiden Lösungsansätze ?

Grundsätzlich kann man sagen, dass man bei volumenkonstanten Anlagen sowohl manuelle Strangregulierventile (USV-I oder ASV-I) als auch Volumenstromregler (AB-QM) einsetzten kann. Vorausetzung ist zunächst immer die Ermittlung des erforderlichen Ringmassenstromes (siehe Beispielanlage).

Aber: Wie stellen Sie anschließend die erforderliche Wassermenge ein ? Beim manuellen Strangregulierventil durch Berechnung = hoher Aufwand mit vielen Annahmen/Unbekannten oder durch eine zeitintensive und dementsprechend teure Messung der Volumenströme. Eine Berechnung des erforderlichen Differenzdruckes am Strangregulierventil wird kaum jemand im Sanierungsfall durchführen und dem in der Planung billigeren manuellen Strangventil stehen nicht unerhebliche Kosten für die Volumenstrommessung und die Einstellung gegenüber.
Machen Sie es sich doch viel einfacher. Nehmen Sie die (teureren) Volumenstromregler und stellen einfach den gewünschten Volumenstrom ein - fertig ! Der "Nachteil" eines erforderlichen Mindestdifferenzdruckes zur Einhaltung des eingestellten Sollwertes soll hier nicht verschwiegen werden. Da aber Einrohranlagen (alte Schwerkraftanlagen, großzügige Dimensionierung) oft einen geringen Druckverlust aufweisen, wird der notwendige Differenzdruck in der Regel von der installierten Pumpe ohne Probleme erbracht.
Wie schnell ist eine Berechnung durchzuführen ? Rufen Sie das Online-Berechnungsprogramm einfach auf und probieren es aus! Oder nutzen Sie die Offline-Version "AB-QM Easy" auf ihrem Rechner: Einfach Ventil einer Einbauposition zuordnen und den Durchfluss/Volumenstrom eingeben und einstellen. Einfacher geht es nun wirklich nicht ! Doch  ... mit der in Kürze lieferbaren DanBasic V

Fazit:  Die Durchführung des hydraulischen Abgleichs bei Einrohranlagen ist nicht einfach, aber durchaus machbar und aus energetischer Sicht sinnvoll. Die Lösung heißt: Strangweise Begrenzung des Volumenstromes durch automatische Volumenstromregler.
Zwar etwas teurer in den Anschaffung, aber vollkommen unkompliziert einzubauen, zu berechnen und einzustellen, ohne zu messen!  Wechselwirkungen einzelner Verbraucher / Stränge untereinander werden automatisch kompensiert. Die Anlage läuft im Voll- und Teillastfall problemlos.

Wichtig: Die Heizkörperventile (Gehäuse) brauchen und sollten, sofern noch funktionsfähig, NICHT getauscht werden! Die Wärmeübergabe (Ventile und Heizkörper im Einrohrkreis/Strang) ist ein in sich geschlossenes Teilsystem, das mit der Vorgabe von Verteilverhältnissen und Vorlauftemperaturen und den sich daraus ergebenden Mischwassertemperaturen/Heizkörpergrößen berechnet wurde.