FAQ Block 1: Systemverständnis

1. Reicht für die Ermittlung der raumweisen Heizlast Verfahren A oder ist es besser gleich mit Verfahren B zu starten?

Für die Berechnung der Massenströme gibt es nur eine sinnvolle „Berechnungsbasis“: Verfahren B mit einer vereinfachten, raumweisen Heizlastberechnung! Das Verfahren A mit Annahmen (Werte aus Baualtersklassen und Gebäudetypologien oder „Heizkörperleistung = Raumheizlast“) ist viel zu ungenau. Der Einfluss dieses falschen Eingangsparameters "Heizlast" lässt sich dann im Laufe der Berechnung nicht mehr kompensieren und führt zu falschen Berechnungsergebnissen.

2. Wie aufwändig ist die Ermittlung der U-Werte in bestehenden Gebäuden?

Der Aufwand ist nicht gerade gering. Eine Lösung ist eine näherungsweise Vorgabe von U-Werten von Bauteilen in Abhängigkeit des Baualters - optional mit der Berücksichtigung einer Isolierung, wie in DanBasic 7. Alternativ gibt es (Online) Berechnungsprogramme zur Ermittlung des U-Wertes mit mehreren Schichten. Das Ergebnis kann dann in z.B. in DanBasic verwendet werden.

3. Wie wichtig ist die Berücksichtigung neuer Fenster bei der Berechnung einer vereinfachten, raumweisen Heizlast?

Sehr wichtig! Gerade im Bestandsgebäuden wurden im Laufe der Jahre immer wieder Fenster bei Sanierungsarbeiten ersetzt. Fenster mit Dreifachverglasung erreichen mittlerweile einen U-Werte von bis zu 0, 5 W/m²K. Dieser deutlich reduzierte U-Wert sollte unbedingt bei einer Nachrechnung der raumweisen Heizlast berücksichtigt werden.

4. Sollte der reduzierte Lüftungswärmebedarf bei einer Wohnung mit kontrollierter Wohnraumlüftung und Wärmerückgewinnung beim hydraulischen Abgleich mitberücksichtigt werden?

Definitiv zumindest in neuen Gebäuden mit geringer Heizlast. Dort ist nämlich der prozentuelle Anteil des Lüftungswärmebedarf deutlich höher als in älteren Gebäuden. Bei einem realistischen Wärmerückgewinnungsanteil des Lüftungswärmebedarfs in der Größenordnung von 75% verringert sich die raumweise Heizlast merklich. Somit ergeben sich auch andere Massenströme und/oder die Übertemperatur/Vorlauftemperatur kann gegebenenfalls weiter abgesenkt werden

5. Sollten vorhandene Heizkörper bei einer Sanierung der Heizungsanlage gleich mit ausgetauscht werden?

Das kann man pauschal nicht sagen. Generell sollte eine Nachrechnung der Wärmeübergabeflächen erfolgen, um die für den neuen Wärmeerzeuger (maximal) notwendige Vorlauf-/Übertemperatur der Heizkörper zu ermitteln. Durch den Heizkörperüberdimensionierungsfaktor kann ein so genannter „kritischer“ Heizkörper schnell ermittelt werden. Dieser sollte dann durch einen geeigneten (größeren) Heizkörper ersetzt werden.

6. Muss bei einer vorhandenen Fußbodenheizung auch immer ein hydraulischer Abgleich durchgeführt werden?

Das ist eine gute Frage – sowohl theoretisch als auch praktisch! Für eine Förderung nach BEG muss sowohl ein Nachweis über den einzustellenden Durchflusswert je Heizregister (Voreinstellung oder l/min) als auch die an das Gebäude angepasste Heizkurve ermittelt werden. Ebenfalls muss die Heizungsumwälzpumpe ausgelegt werden – Sprich eine Berechnung ist notwendig. Alternativ kann aber auch ein zertifiziertes (und von dem BAFA akzeptiertes) Regelungssystem auf der Basis eines temperaturbasierenden Abgleichs eingesetzt werden. Eine endgültige Aussage hierzu kann erst nach Gültigkeit der neuen Norm zum hydraulischen Abgleich (Teil 4) getroffen werden.

7. Sollten bei einem Austausch des Wärmeerzeugers auch gleich die Thermostatventile mit ersetzt werden. Am besten durch druckunabhängige Thermostatventile?

Sofern die vorhanden Thermostatventile über eine integrierte Voreinstellung verfügen können diese weiter genutzt werden. Wichtig ist aber eine qualitativ gute Be- bzw. Nachrechnung nach Verfahren B (inkl. vereinfachter, raumweiser Heizlast) und praxisnahen Vorgaben für die Ermittlung der Voreinstellwerte. Insbesondere der angenommene Differenzdruck (max. 50 mbar) und die anschließende Druckoptimierung z.B. mit DanBasic 7 führen zu guten Ergebnissen. Kommen druckunabhängige Thermostatventile zum Einsatz, kann in kleineren Bestandsanlagen die Nachrechnung, oder besser Bewertung des Rohrnetzes entfallen (aber weiterhin wichtig in größeren Bestandsanlagen) und die Regelgüte wir im Teillastfall deutlich verbessert.

8. Muss bei der Durchführung des hydraulischen Abgleichs immer die Heizungsumwälzpumpe mit getauscht werden?

Wenn eine Hocheffizienzpumpe eingebaut ist, die bzgl. Förderhöhe und Volumenstrom für die vorhanden Anlage „passt“, dann kann diese weiterverwendet werden. Wichtig aber auch hier: Bitte die Heizungsumwälzpumpe auf die max. notwendige Förderhöhe einstellen, vorzugsweise mit Konstantdruckregelung. Werden druckunabhängige Thermostatventile verwendet bitte den minimal erforderlichen Differenzdruck beachten.

9. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem dynamischen und einen automatischen Abgleich?

Diese Frage wird mir oft gestellt. 2 „ähnliche“ Begriffe mit einer ganz anderen Bedeutung. Beim dynamischen Abgleich wird im Gegensatz zum statischen Abgleich die Funktion der Armaturen beschrieben. Die Armaturen „funktionieren“ dynamisch = reagieren im laufenden Betrieb auf unterschiedliche Lastfälle. Man spricht hier auch von druckunabhängigen Armaturen. Beim automatischen Abgleich hingegen wird der Prozess zur Ermittlung des Einstellwertes beschrieben. Das „klassische“ Pendant hierzu ist der Vorgang der Berechnung zur Ermittlung von (Vor)einstellwerten.

10. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Begriff der Systemoptimierung und dem hydraulischen Abgleich?

Ja. Der hydraulische Abgleich ist quasi ein Baustein oder besser der Grundstein einer Systemoptimierung. Ist die Verteilung der Wassermenge in Ordnung (Definition: Die richtige Wassermenge zur richtigen Zeit am richtigen Ort) kann man sich mit weiteren Optimierungen im System z.B. der Anpassung der Heizkurve für den optimalen Betrieb des Wärmeerzeugers oder der Druckoptimierung beschäftigen. Aber bitte beachten, dass dies ein iterativer Prozess ist! Dieser Prozess der Systemoptimierung ist aber heute mit einer passenden Software, wie z.B. die DanBasic 7, und mit einem gewissen Systemverständnis einfach und schnell durchführbar.